MENSCHEN, ORTE UND LANDSCHAFTEN

ENTLANG DER SEIDENSTRASSE

Von Istanbul zum Tienschan-Gebirge

Inhaltsverzeichnis

1.      Seide und Baumwolle - Die Geschichte von der Seide
2.      Die Seidenstrasse
3.      Seide, der Stoff aus dem die Träume sind
4.      Baumwolle, der weiße Tod
5.      Türkei
5.1    Byzanz / Konstantinopel / Istanbul
5.2    Geschichte
5.3    Erzurum
6.      Syrien
6.1    Damaskus
6.2    Palmyra
6.3    Aleppo
7.      Mittelasien
7.1    Buchara
7.2    Samarkand
7.3    Taschkent
7.4      Frunze und das Tienschan-Gebirge
8.      Quellenangaben

unten

1.  Seide und Baumwolle - Die Geschichte von der Seide

Kleine, weiße Raupen, von denen die Blätter der Maulbeerbäume nur so wimmeln, spinnen zur Herstellung ihres Puppenkokons hauchzarte Fäden. Die Chinesen waren die ersten, die es verstanden, diese feinen Fasern für die Produktion eines trübgelblich bis grünstichigen Gewebes von auffallender Stärke zu verwenden. Ungefähr 4000 Jahre lang hüteten die Chinesen streng ihr Geheimnis und nahmen mit Seide eine Monopolstellung auf dem westlichen Markt ein.

Im 6. Jh. gelang es jedoch zwei russischen Mönchen, eine Unzahl der wertvollen Seidenraupeneier zu stehlen und diese „Eier aus Gold“ in einem hohlen Bambusstab ins Byzantinische Reich zu schmuggeln. Später, unter der Regentschaft Justinians, wurde die Seidengewinnung zu einer Staatsindustrie, die die osmanischen Türken als die neuen Herrscher Kleinasiens erbten.

Die Türken förderten die Entwicklung der Seidenverarbeitung und des Seidenhandels vom Fernen Osten in den Westen. Unter den Osmanen importierte man Rohseide in großen Mengen aus dem Iran, um sie in den höfischen Werkstätten von Bursa zu verarbeiten. Dieser Handel wurde jedoch von den ständigen Kriegen zwischen Türken und Persern so behindert, daß man begann, mehr Rohseide im eigenen Reich zu produzieren.

Seidenspinner
Foto:Apa Guides:Türkei.

Die 2500 Exponate in der Kleidersammlung des Topkapi-Palast-Museums in Istanbul geben Aufschluß über das hohe Ansehen, das die Seidenbrokat- und Samtweberei in den glücklichen Tagen der Osmanen genossen haben: Kaftane, Hosen und Unterwäsche sowie Ballen unverarbeiteter Seide aus dem Palast, um nur einige Beispiele zu nennen, sind zu sehen. Als Sultan Salim 1. 1514 Täbris, im Nordwesten des Iran gelegen, eroberte, fanden sich in seiner Beute Kleidungsstücke, die in Bursa produziert worden waren. Offensichtlich zogen die Safawidenherrscher die osmanischen Seiden ihren eigenen vor.

Mit dem 19. Jh. und den Jahren des langsamen Niedergangs erlebte die Seidenindustrie schwere Zeiten, und die Türken wurden zu bloßen Rohseidenlieferanten. Glücklicherweise führten staatliche Maßnahmen zum Wiederaufleben der Seidengewinnung und zur Gründung moderner Fabriken. Heute ist Bursa mit seinen für den heimischen Markt produzierenden Betrieben das Zentrum der modernen türkischen Seidenindustrie. 70 % der Seide wandert in die Seidenteppichherstellung, wobei der Hereke-Teppich am bekanntesten ist.

Es empfiehlt sich, Bursa im Juli zu besuchen, da dies die Zeit des jährlichen Seidenkokonmarktes ist, der im Koza Han, einem historischen Bau in der Stadtmitte, abgehalten wird. Die Bewohnerinnen der umliegenden Dörfer bringen säckeweise die weißen Kokons der Raupen, die sie die letzten sechs Monate über gefüttert haben, nach Bursa. Die Händler beklagen sich mehr und mehr darüber, wie wenig Seide sie kaufen können, während die Dorfbewohnerinnen anscheinend immer widerwilliger Seidenraupen züchten, weil dies im Vergleich zum Anbau von Pflanzen, die einen sicheren Profit abwerfen, ein riskantes und mühevolles Unterfangen ist. (Apa Guides:Türkei. München 1989. 131.)


2.  Die Seidenstrasse

Die Seidenstrasse führte ursprünglich in China von Xian und Lanzhou bis Khara Khoto. Die Nordroute verlief von Xian über Lanzhou und Dunhuang bis Khara Khoto und Kashgar im Westen, während die Südroute von Dunhuang über Khotan bis Kashgar führte. Im Laufe der langen Geschichte des Seidenhandels entwickelten sich verschiedene Handelsrouten, die teilweise auch über die See verliefen.

vorderasiatischer Teil der Seidenstrasse

Die von mir in den Jahren 1989 bis 1996 zurückgelegte Strecke der Seidenstrasse führte mich von Mittelasien nach Syrien und Ostanatolien und ist nur ein kurzes Stück im Vergleich zu der Tausende von Kilometern durch unterschiedliche Länder und die verschiedensten Kulturen berührende, sich hinziehenden Route, beginnend in Xi'an in China bis hin zu den Städten am Mittelmeer und der Adria im Westen Europas und des vorderen  Orients sowie Kalkutta im Süden Indiens.


3.  Seide, der Stoff aus dem die Träume sind

Als Seide bezeichnet man die Fasern, die aus der Mittelschicht des Kokons der Seidenraupe gewonnen werden. Ursprünglich stammt die Seide aus China. Die Gewinnung und Produktion war das bestgehütetste Geheimnis im Reich der Mitte. Die Ausfuhr von Seidenraupen (Maulbeerspinnern) war streng verboten und wurde bei Zuwiderhandeln mit dem Tode bestraft. Ungefähr 200 v. Chr. gelangte die Seide von China nach Korea, von wo sie im Jahre 552 n. Chr. nach Byzanz und nach Süd-Italien kam, wo sie industriell verarbeitet wurde.

Seidenkokons
Abtöten der Puppen

Die Seiden- oder Maulbeerspinner liefern die Seide für die Zuchtseidenproduktion (Haspelseide). Diese Raupenart wird seit Jahrtausenden in China (seit 3000 v. Chr.), Japan und Indien gezüchtet. Vor dem Schlüpfen der Raupe des Schmetterlings werden die Kokons der Maulbeerspinner in den Zuchtfarmen eingesammelt. Die in den Kokons befindlichen Schmetterlinge werden durch heißes Wasser oder Wasserdampf abgetötet, damit der Kokon nicht durch das Loch, das beim Schlüpfen entstände, beschädigt wird.

Der Seiden- oder Maulbeerspinner ist eine Schmetterlingsart, die nach dem Ausschlüpfen aus dem Kokon bis zu 500 Eier legt, aus denen im darauffolgenden Frühjahr die Seidenraupen schlüpfen. Die Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaumes. Während des Einspinnens scheidet die Raupe ein dünnes Seidenfädchen aus, mit dem sie in viertägiger Arbeit den Kokon herstellt. In diesem Verwandelt sie sich innerhalb von zwei bis drei Wochen zur Puppe und danach zum fertigen Schmetterling. Um den Bestand der Art zu sichern, lässt man einige Schmetterlinge schlüpfen, die dann wieder Eier legen. Der Kreislauf der Zucht beginnt aufs Neue. Die übrigen Puppen werden im Kokon durch Heißluft oder Wasserdampf abgetötet, um den Schmetterling am Ausschlüpfen und damit an der Zerstörung des etwa 600 bis 1500 m langen Seidenfadens zu hindern.

Abtöten der Puppen
Seidenzöpfe

Die Kokons werden in heißer Lauge eingeweicht. Eine rotierende Bürste sucht die Faseranfänge. Anschließend werden Im Haspelbecken die Fäden mehrerer Kokons zu einem endlosen Seidenfaden vereinigt. Die so entstandene Rohseide wird locker auf einer Haspel aufgespult und als Zöpfe exportiert. Zur weiteren Verarbeitung wird der in der Rohseide enthaltene Seidenleim durch Kochen in Seifenwasser entfernt (entbastet). Da die Rohseide bei diesem Prozess Festigkeit und Gewicht verliert, wird sie in Kunstharze und Metallsalze getränkt, was den Gewichtsverlust ausgleicht. Die Seide gewinnt an Volumen, Gewicht, Fülle und Glanz. (www.fashion-base.de)


4.  Baumwolle, der weiße Tod

Der bedeutendste Textilrohstoff der Welt mit einem Anteil von 50-60% an der Textilproduktion ist Baumwolle. Hauptanbauländer sind China, Rußland, Indien, Pakistan, USA, Brasilien, Argentinien, Ägypten und die Türkei.

Die Baumwollpflanze gehört zur Gattung der Malvengewächse. Ihre Blüten sind meist weiß, gelb bis rosa. Die kultivierten Sorten unterscheiden sich von den Wildarten durch längere Samenhaare. Der Baumwollstrauch kann bis zu 6 m hoch werden.

Erlangt die Pflanze ihre Reife, platzen die Kapselfrüchte auf, wodurch die weißen bis gelblichen bis zu 5cm langen Samenhaare aus der Baumwollfrucht heraus quellen, die später zu Baumwollgarn versponnen werden. Die kurzen nur wenige Millimeter langen, nicht verspinnbaren Samenhaare, Linters genannt, werden zu Papier, Zellstoff und Watte verarbeitet.

Baumwollkapseln

Der Vorteil der Baumwollfaser gegenüber anderen textilen Fasern liegt in der Fähigkeit, bis zu 20% des Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen zu können, ohne dass sie sich nass anfühlt. Die Feuchtigkeit dringt in einen Hohlraum der Faser, in das "Lumen" ein wodurch die Faser trocken erscheint. Kommt Feuchtigkeit in das Lumen, werden die äußeren Schichten der Baumwolle gegeneinander gepreßt und erhöhen dadurch die Reißfestigkeit der Baumwollefasern im nassen Zustand. (Vgl. www.fashion-base.de)

Schon im 3.Jahrtausend vor Chr. wurde in Indien Baumwolle angebaut und Produkte aus Baumwollfasern verwendet. Von dort aus gelangte die Baumwolle nach China und im 8. - 10. Jahrhundert gelangte sie durch arabische Händler nach Persien und verbreitete sich über Nordafrika nach Andalusien und Sizilien.

Baumwollernte

Auf dem Weg von Samarkand nach Buchara fahren wir an riesigen Baumwollplantagen vorbei. Es ist Erntezeit. Baumwollpflückerinnen lösen die weißen Kapseln vom Stiel und legen sie in Säcke, die später zu Ballen zusammengepackt und zur weiteren Verarbeitung in die Kombinate gebracht werden. Die Arbeit ist schwer und die Löhne gering. Die Baumwollkapseln werden in gebückter Haltung gepflückt wobei die dünnen Fasern den Arbeiterinnen die Hände zerschneiden. Unser Besuch war für sie eine willkommene Abwechslung, eine kleine Pause einzulegen. Die handgepflückte Baumwolle erzielt aufgrund ihrer hohen Qualität und der geringeren Verunreinigung höhere Preise auf dem Markt.

Für die bewässerten Wüstenflächen und für die Menschen ist sie eher ein Fluch als ein Segen. Unter den PflückerInnen fordert sie hohe gesundheitliche Opfer, da die Baumwollkapseln ohne Schutzhandschuhe geerntet werden, so daß Hände und Finger schutzlos den Pflanzen-schutzmitteln ausgesetzt sind, was u.a. zu Verkrüppelungen führen kann. Bedenkt man, daß in vielen Baumwollfeldern Kinder für diese schwere Arbeit eingesetzt werden, ist dies um so tragischer.

Für den Anbau wird viel Wasser benötigt, was den Grundwasserspiegel mit der Zeit sinken ließ. In der Region um den Aralsee trägt der Baumwollanbau, der dort großflächig betrieben wird, zu einem großen Teil zur Austrocknung des Sees bei. An vielen Stellen wurden Salzkristalle aus dem Boden geschwemmt und führten zur Versalzung großer Nutzflächen, die nun für den Anbau von Baumwolle oder anderer landwirtschaftlicher Produkte nicht mehr genutzt werden können. So veröden ganze Landflächen und das mühsam von Menschen abgetrotzte Land wird wieder zur Wüste.


5.  TÜRKEI

"Fläche:                                                        779 452 km2  

Bevölkerung:                                                 60,77 Mio.

Pro-Kopf-Einkommen:                                  2450 US$

Hauptstadt:                                                   Ankara

Staatsform:                                                   Republik

Sprache:                                                       Türkisch

Währung:                                                      1 türkische Lira =100 Kurus

 

Naturraum:   Das anatolische Hochland wird vom Taurus und dem Pontischen Gebirge umgeben. Im Westen schließt sich das armenische Hochland an. Während an der Mittelmeer- und der Ägäisküste im Süden und Westen subtropisches und mediterranes Klima herrscht, weist die Schwarzmeerküste im Norden ein feuchtwarmes Klima mit ganzjährigen Niederschlägen auf. Das Reiseland Türkei ist reich an historischen Sehenswürdigkeiten, kann aber auch zahlreiche Badestrände vorweisen.

Politik:        Der erste türkische Staat entstand 552: Das Osmanische Reich wurde eine der bedeutendsten und größten Mächte der Weltgeschichte. Den Jahrhunderten der Eroberungen folgten ab dem 19. Jh. Gebietsverluste in Griechenland und auf dem Balkan. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Atatürk 1923 die Republik. Seit dem Militärputsch von 1980 sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Kurdenkonflikt und der zunehmende Einfluss radikalislamischer Elemente sind die aktuellen Probleme der türkischen Politik.

Wirtschaft:  Etwa die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in der Landwirtschaft, die mit dem Anbau von Weizen und Oliven sowie Baumwolle, Tabak, Nüssen und Obst für den Export 13,1 % zum BSP beiträgt. Die Rohstoffvorkommen (Kohle, Erdöl, Eisenerz) sind Grundlage für die Schwerindustrie. Den größten Anteil am BSP erwirtschaftet mit 59,6 % der Dienstleistungssektor, vor allem durch den Fremdenverkehr, der neben den Überweisungen der Auslandstürken die wichtigste Devisenquelle ist." (Neuer grosser Atlas der Welt. 215. Klagenfurt 1998.)


 5.1 Byzanz / Konstantinopel / Istanbul

"Istanbul (5,8 Mill. Einw.), im Altertum Byzanz, im Mittelalter Konstantinopelgenannt, ist die größte Stadt, der größte Hafen und das größte Wirtschafts-Zentrum des Landes. Auch nach der Erklärung Ankaras zur Hauptstadt der Türkei (1923) ist Istanbul wegen seiner Universitäten, Hochschulen und Bibliotheken ein Zentrum des geistigen Lebens in der Türkei geblieben. Die prachtvolle Lage der Stadt zwischen Goldenem Horn und Bosporus, die zahlreichen Bauten aus byzantinischer und osmanischer Zeit, die Kunstschätze im Serail und in den Museen machen Istanbul zu einem Hauptanziehungspunkt für Reisen in die Türkei.

Istanbul

Von dem bunten Leben, das noch vor 60 Jahren in den Straßen der osmanischen Hauptstadt herrschte, ist allerdings nicht viel erhalten. Fes, Schleier und die farbenprächtigen Gewänder sind verschwunden. Nur gelegentlich sieht man noch Frauen, die ihr Gesicht mit dem schwarzen Çarşaf verhüllen. Auch das Stadtbild hat sich verändert. Die kleinen malerischen Holzhäuser mit den charakteristischen Erkern durch Jahrhunderte eine Sorgenquelle der Feuerwehr - weichen jetzt modernen, oft häßlichen, Bauten aus Stein, Beton und Glas. Geblieben sind die Moscheen, Kirchen, Mauern, Paläste, Säulen und Zisternen - und vor allem die einzigartige Lage der Stadt, die wie Rom auf sieben Hügeln gebaut wurde.


5.2  Geschichte

Blick auf den asiatischen Teil der Stadt

Die Gründung Istanbuls, des alten Byzantion, ist in das Dunkel der Sage gehüllt. Doch offensichtlich wurde die Landzunge zwischen Goldenem Horn und Bosporus schon in sehr früher Zeit besiedelt. Strabon berichtet von megarischen Dorern, die in der Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. auf dieser Landzunge, der heutigen Serailspitze, eine Stadt gründeten, die nach Byzas, dem Führer der Dorer, den Namen Byzantion erhielt. Nachdem in den folgenden Jahrhunderten die junge Stadt wiederholt angegriffen und zerstört wurde, wählte Kaiser Konstantin 1. sie im Jahre 330 n. Chr. zur Hauptstadt des Römischen Reiches. Die neue Hauptstadt wurde durch eine Mauer befestigt, die heute verschwunden ist; auch der erste Bau der Hagia Sophia wurde damals aufgeführt.

Aus allen Teilen des Reiches brachte man Kunstwerke in das "Neue Rom" (Nova Roma), das spätere Konstantinopolis. ... . Das Oströmische Reich trat dann nach dem Verlust der Westgebiete das Erbe des alten Imperiums an. Aus römischer Zivilisation, aus Christentum und hellenistischer Kultur entwickelte sich Byzanz, ein politisch und kulturell einheitliches Gebilde - so lebenskräftig, daß es sich 1000 Jahre lang gegen alle Feinde behaupten konnte.

Konstantinopel rettete nicht nur wesentliche Werke der Antike in die Neuzeit hinüber, sondern schützte auch Europa jahrhundertelang vor dem Ansturm des Islam. Unter Kaiser Justinian (527-565) erreichte die Stadt ihre Blütezeit. Nach der Schlacht bei Mantzikert (1071), in der die Seldschuken das byzantinische Heer entscheidend schlugen, geriet der größte Teil Kleinasiens unter seldschukischen Einfluß. Die Politik der byzantinischen Kaiser, die nun auf einen Ausgleich mit den Seldschuken bedacht waren, wurde von den Kreuzzügen jedoch empfindlich gestört.

Im Verlauf des vierten Kreuzzuges (1202-1204) wurde Konstantinopel sogar von christlichen Heeren geplündert; 1204 wurde es Hauptstadt des "Lateinischen Kaiserreichs". Erst 1261 gelang es dem byzantinischen Kaiser, Konstantinopel zurückzuerobern. Die Kraft des alten Byzanz war gebrochen die Kunstschätze waren geraubt, Genuesen und Venezianer übten die wahre Macht im Staate aus.

Von Kleinasien her drängten nun die Osmanen über die Meerengen nach Europa. 1389 schlug Sultan Murat 1. auf dem Amselfeld die Serben, wodurch Konstantinopels ganzes Hinterland in türkische Hände fiel. Schon bereiteten sich die Türken zur Eroberung Konstantinopels vor, da erschien Timur in Kleinasien und schlug den Osmanensultan Beyazit 1. bei Ankara vernichtend. Der bedrängten Stadt am Bosporus war noch eine Atempause vergönnt, die der Kaiser benutzte, um den Westen um Hilfe zu bitten. Aber eine wirksame Hilfe erhielt die Stadt nicht. Inzwischen hatte der Osmanensultan Mehmet II. von Edirne aus die Eroberung Konstantinopels sorgfältig vorbereitet. Am 5. April 1453 griffen die Türken an. ... wobei der Kaiser und sein genuesischer Feldherr Giustiniani am Romanos-Tor, dem heutigen Topkapi, den Tod fanden.

Konstantinopel wurde von Mehmet II., dem Eroberer, zur Hauptstadt des Osmanischen Reiches erklärt und sofort wieder aufgebaut. Die Hagia Sophia wurde in eine Moschee verwandelt, und in der Nähe der heutigen Universität baute Mehmet einen Palast, der von seinen Nachfolgern später aufgegeben und als Wohnung der Prinzessinnen benutzt wurde. Die Sultane residierten im neuen Palast auf der Serailspitze. Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche christliche Kirchen zu Moscheen umgebaut, doch den Christen freie Religionsausübung zugesichert. Der Sultan garantierte außerdem Venezianern und Genuesen alte Privilegien oder gewährte ihnen neue. Die mohammedanische Bevölkerung der Stadt wuchs rasch, aber auch aus Griechenland und Albanien wurden große Teile der Bevölkerung nach Istanbul zwangsweise umgesiedelt. Auf Mehmet II. folgte Beyazit II., ein bigott-frommer Mann, der die Tauben-Moschee im heutigen Stadtteil Beyazit stiftete und die durch das Erdbeben im Jahre 1509 zerstörte Stadt in großartiger Weise wieder aufbaute. 80000 Werkleute wurden zu diesem Zweck aufgeboten. Sein Nachfolger Selim 1., der Grausame, eroberte Ägypten, Syrien und Mesopotamien. Als erster türkischer Sultan wurde er Kalif und damit auch geistliches Oberhaupt aller Mohammedaner. Zahlreiche mohammedanische Reliquien (Mantel, Schwert, Fahne, Bogen und Koran des Propheten, die Schwerter seiner Nachfolger) gelangten zu dieser Zeit aus Ägypten nach Istanbul.

Einen Höhepunkt erreichten die Stadt Istanbul und das Osmanische Reich unter Sultan Süleyman II., dem Prächtigen. ... . Doch was heute noch an Süleyman erinnert, sind vorrangig die zahlreichen Moscheen, die er durch seinen Baumeister Sinan in Istanbul errichten ließ: ... . Doch nicht nur die Bautätigkeit blühte unter Süleyman, Künstler und Gelehrte wurden an den Hof gezogen, zahlreiche Gesetze verabschiedet, die die Ordnung im Staate sicherten. Die Zeit Süleymans zeichnete sich aber auch durch prachtvolle Hofhaltung und prunkvolle Feste aus. ... .

Im 17. Jahrhundert begann unter schwächlichen Herrschern die Macht der Sultane zu schwinden. Mehr und mehr überließen sie Wesiren, Eunuchen und Sultaninnen die Staatsgeschäfte ... . Das ganze 19. Jahrhundert war von kriegerischen Auseinandersetzungen bestimmt: Die Balkanvölker strebten nach Unabhängigkeit, Rußland versuchte, sich der Meerengen zu bemächtigen und Einfluß auf dem Balkan zu gewinnen. Hierdurch sahen England und Frankreich ihre Interessen im Nahen Osten gefährdet; sie wollten die Expansion Rußlands eindämmen.

Um die Jahrhundertwende geriet die türkische Herrschaft in Europa ins Wanken. 1912 standen Bulgaren vor den Toren Istanbuls. 1914 trat die Türkei an der Seite der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg ein, 1918 wurde Istanbul von Engländern und Franzosen besetzt, 1922 das Kalifat abgeschafft und am 13. September 1923 Ankara zur neuen Hauptstadt der Türkei proklamiert. ... .


5.3  Erzurum

... . Die Provinzhauptstadt mit 163 000 Einwohnern hat eine Universität. Als Mittelpunkt eines Landwirtschaftsgebietes besitzt sie Zucker-, Leder- und Nahrungsmittelfabriken. Die Stadt spielte schon immer eine große Rolle im Durchgangsverkehr zwischen Ost und West. Nach Byzantinern, Arabern (die ihr den Namen Arz ar-Rum "Land von Ostrom" gaben), Seldschuken und Mongolen nahm Selim 1. im Jahr 1514 Erzurum und gliederte es dem Osmanischen Reich ein. Im Februar 1916 eroberten die Russen Erzurum, räumten es aber im März 1917 wieder. 1939 beschädigte ein Erdbeben die Stadt schwer, 40000 Menschen kamen um.

Größte Sehenswürdigkeit ist die Große Moschee (Ulu Cami), ein siebenschiffiger Bau aus seldschukischer Zeit, erbaut 1179, die älteste Moschee der Stadt, deren rein seldschukische Gestaltung des Innenraums mit großer Sorgfalt restauriert wurde. Sie gilt als typisches Beispiel für den frühen Moscheebau in Kleinasien. Die Çifte Minare Medresesi, eine theologische Lehranstalt, wurde von Alaettin Kaykobat um die Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet. Das großrahmige Portal wird von zwei kannelierten Minaretten auf hohen, quadratischen Sockeln flankiert. Unmittelbar daneben steht das Hatun-Mausoleum (Hatuniye Türbesi), das 1255 für eine Tochter Alaettin Kaykobats errichtet wurde. ...."(Der große Polyglott: Türkei. 77 ff., 324. München 1988/89.)

Hatun-Mausoleum Erzerum

6.    SYRIEN

"Fläche:                                              185 180 km2

Bevölkerung:                                       14,17 Mio.

Pro-Kopf-Einkommen:                        1150 US$

Hauptstadt:                                         Damaskus

Staatsform:                                         präsidiale Republik

Sprachen:                                           Arabisch (amtl.), Kurdisch, Armenisch

Währung:                                            1 syrisches Pfund =100 Piaster

 

Naturraum:  90 % der Landfläche Syriens bestehen aus Ödland: Während im Norden und Nordosten Steppengebiete vorherrschen, erstreckt sich im Südosten die Syrische Wüste. Das übrige Gebiet im westlichen Landesteil ist weitgehend von Gebirgslandschaften geprägt. Den Nordosten durchfließen der in der Türkei entspringende, 675 km lange Euphrat und seine Nebenflüsse. Syrien liegt in der Übergangszone vom winterfeuchten Mittelmeerklima zum kontinentalen Trockenklima. Kulturhistorisch bedeutende Städte wie Damaskus, Aleppo und Palmyra gehören zu den Hauptreisezielen.

Politik:         Seit dem 6. Jh. v. Chr. persische Satrapie (Statthalter im Persien der Antike, Anm. d. Verfassers), wurde das Land 323 v. Chr. Mittelpunkt des Seleukidenreiches und geriet später unter römische, byzantinische, arabische und osmanische Herrschaft. Das 1922 zum französischen Mandatsgebiet deklarierte wurde erst 1946 unabhängig. Die politisch instabilen Jahre bis 1970 waren von Putschen, einer vorübergehenden  Union mit Ägypten sowie vom Juni-Krieg 1967 gegen Israel bestimmt. Erst seit den 90er-Jahren zeichnet sich eine Versöhnung mit Israel ab.

Wirtschaft:  Die sozialistische Planwirtschaft sieht ein Nebeneinander von staatlichem, kollektivem und privatem Besitz vor. Die von stark schwankenden Regenfällen abhängige Landwirtschaft baut neben Getreide mit Hilfe künstlicher Bewässerung Baumwolle und Obst für den Export an. Erdölförderung und -verarbeitung erbringen den größten Teil der Exporterlöse. Knapp die Hälfte des BSP wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet." (Neuer grosser Atlas der Welt. 212. Klagenfurt 1998.)


6.1  Damaskus

Damaskus - Blick vom Djebel  Kassiun

Damaskus, auf arabisch Dimasq, ist die Hauptstadt Syriens und hat 4 Millionen Einwohner. Glaubt man der Legende, ist sie die älteste Stadt der Welt. Tatsächlich ist sie der älteste ständig besiedelte Ort der Erde. Geographisch liegt sie zwischen dem Antilibanon-Gebirge und der syrischen Wüste inmitten einer fruchtbaren mit Oliven- und Obsthainen umgebenen Oasenlandschaft.

Damaskus hat wie alle alten Städte eine wechselvolle Geschichte. Erwähnt wird sie im 2. Jahrtausend v. Chr. in ägyptischen und assyrischen Inschriften.

Um 1450 v. Chr. wird sie von dem ägyptischen Pharao Thutmosis III. erobert. Von König David unterworfen, konnte die Stadt unter König Salomon ihre Selbständigkeit zurückerobern. Als sie dem römischen Reich zufiel, begann für Damaskus eine kulturelle Hochphase.

Die Stadt wurde nach römischen Stadtplänen erweitert und mit einer Festungsmauer umgeben. Der heutige Baubestand stammt allerdings überwiegend aus dem Mittelalter. Im Nordosten der Altstadt befindet sich eine nabatäische Siedlung, die 85 v. Chr. von dem nabatäischen König Aretas III. gegründet wurde, nachdem die Damaszener ihn gegen die Seleukiden zu Hilfe riefen. Daneben gab es eine große jüdische Gemeinde im Südteil der Altstadt. In dieser verbrachte der Apostel Paulus nach seiner Erblindung und anschließenden Heilung einige Zeit, bevor er aus der Stadt fliehen mußte.

Er wohnte während dieser Zeit bei einem jüdischen Christen namens Annanias, dessen Haus sich in der "Geraden Straße" befand. Heute erinnert eine kleine Kappelle im Untergeschoß des Hauses an Paulus und sein Damaskuserlebnis. In der Folgezeit fand die christliche Gemeinde immer mehr Anhänger.

Souk al Hamidye
Omajaden-Moschee

635 n. Chr. wurde die Stadt von Arabern erobert, die den Christen die ungehinderte Nutzung ihrer Kirchen zusicherten. Mit der Dynastie der Omajaden, die Damaskus zu ihrer Hauptstadt ernannten, begann eine rege Bautätigkeit, die heute noch an der Omajaden-Moschee sichtbar ist. Ziel dieses Bauwerkes war es, durch Größe und Pracht alle anderen Moscheen zu übertreffen und den Anspruch des Islam als Weltreligion zu verdeutlichen. Sie diente aber auch mit ihren kostbaren Goldmosaiken, die die islamische Vorstellung des Paradieses thematisiert, der staatlichen Präsentation. Im 12. Jh. n. Chr. wurde die Stadt mehrmals von plündernden Franken bei ihren Kreuzzügen heimgesucht, die die Obst- und Olivenhaine verwüsteten, bis Damaskus u.a. durch Saladin zu einer Militärbasis ausgebaut wurde.

Saladin war es auch, der die Kreuzritter endgültig aus Palästina vertrieb. Nach seinem Tode wurde er in Damaskus in einem prächtigen Marmorgrab im Saladin-Mausoleum beigesetzt. So hinterließen alle Kulturen die die Stadt eroberten ihre Spuren, die auch heute noch zu sehen sind. Ein Bummel durch die Altstadt von Damaskus vermittelt eine Fülle bleibender Eindrücke.

Sehenswerte Baudenkmäler sind die Omajaden-Moschee, in deren Innern in einem Schrein die Reliquie Johannes des Täufers von frommen Muslimen verehrt wird, der in der Mitte des 18. Jh. vom Gouverneur erbaute prächtige Al-Azem-Palast ebenso, wie die vielen Moscheen, Kirchen, Theologischen Schulen (Medresen), Bäder, Grabbauten und der Souk. Der größte Damaszener Souk ist der gedeckte Souk al Hamidiye, der sich in der Nähe der Omajaden-Moschee befindet.

Al-Azem-Palast

6.2  Palmyra

Hadrianstor in Palmyra

Auf halber Strecke zwischen Euphrat und Mittelmeer liegt inmitten der syrischen Wüste die alte Karawanenstadt Palmyra (Stadt der Palmen), die im 2. vorchristlichen Jahrhundert unter dem Namen "Tadmor" bekannt war und noch heute so von den Arabern genannt wird. Ihre Bedeutung liegt in der zentralen Lage als Handelsknotenpunkt. Trafen doch an dieser Stelle die Strassen von Emesa, Damaskus und Bosra aufeinander, deren Verlauf dann weiter nach Mesopotamien und Persien führte. Kamelkarawanen brachten kostbare Waren wie Weihrauch, Gewürze, Stoffe, Porzellan aus Arabien, Indien, China und verließen die Stadt mit Waren, die aus dem römischen Reich stammten.

Der römische Geschichtsschreiber Plinius rühmt die Stadt wegen Ihres Reichtums und der "anmutigen Bewässerung", bringt aber auch zum Ausdruck, daß sie zum Zankapfel zwischen dem römischen und parthischen Reich werden könnte, weil sie zwischen diesen beiden Mächten liegt. Tatsächlich spielte sie zur Zeit der römischen Vorherrschaft über Syrien als Handelsstadt zwischen Mesopotamien und der Mittelmeerküste eine bedeutende Rolle. Von Kaiser Caracalla wurde sie 183 n. Chr. zur "Römischen Kolonie" erhoben, was bedeutete, daß sie von steuerlichen Abgaben gegenüber Rom befreit war. Bis zur Plünderung durch Aurelius im Jahre 272 n. Chr. war Palmyra ein wichtiger Umschlagplatz und Stützpunkt auf der Seidenstrasse. Ihr Reichtum schlug sich in einer prunkvollen Monumentalarchitektur nieder, die man heute noch anhand der Ruinen auf einem 10 qkm großen Areal bewundern kann.

Tetrapylon/Palmyra

Als im 7. Jahrhundert muslimische Araber die Stadt eroberten, waren sie von den mächtigen Ruinen der alten Oasenstadt so beeindruckt, daß sie meinten König Salomon hätte sie mit Hilfe von Dshinnen (Geister der Wüste) erbaut, da kein menschliches Wesen in der Lage ist, so etwas zu schaffen. (Vgl. Bardorf, U. u. W.; Syrien-Jordanien Reisehandbuch. 203 ff.. München 1993.)

Tempelbezirk des Baal

Das bedeutendste Bauwerk von Palmyra war der Tempel des Baal, der Herr des Himmels, für dessen Errichtung mehr als ein Jahrhundert benötigt wurde. Alleine die Umfassungsmauer des Heiligtums brachte es auf eine stattliche Länge von über einem Kilometer. Im Tempelzentrum erhob sich ein von Säulen umgebener Podiumstempel zu Ehren des Gottes. Weitere Tempel wurden zu Ehren des mesopotamischen Gottes Nabu als dem Gott der Weisheit und der Schriftkunst und Baal-Schamin erbaut. Breite, mit Säulen begrenzte Straßen, Prachtbrunnen, Thermen und ein Theater vermittelten mediterranes Flair und trugen zur Muße der Bewohner von Palmyra bei. (Vgl. Henze, R.: Jordanien und Syrien >>Umwelt der Bibel<<. Oberhausen 1993.)

Im Südwesten der Stadt befindet sich die Nekropole der Palmyrener, die genauso sehenswert ist, wie die Stadt selbst. Es sind Grabtürme und Hypogäen (unterirdische Gräber), die die reichen Familien für sich und ihre Angehörigen errichten ließen. In größeren Gräbern wurden aber auch einzelne Plätze an Nichtfamilienmitglieder verkauft. Aufgrund mehrgeschossiger Bauweise konnten die Türme bis zu 400 Leichname, die in horizontalen Grabschächten bestattet wurden, aufnehmen. Die Grablagen wurden mit Reliefplatten verschlossen, auf denen sich die Büste des Verstorbenen befand. Der Grabherr wurde in einem reichgeschmückten Sarkophag beigesetzt.


6.3  Aleppo

Aleppo ist mit 1,3 Mio. Einwohner die zweitgrößte Stadt Syriens und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz zwischen Euphrat und Orontes. Ihre Nähe zur Mittelmeerküste (100 km Entfernung) und günstigen Lage an den Karawanenwegen ließ sie zu einem wichtigen Umschlagplatz werden, den sie bis heute beibehalten hat. Das genaue Alter der Stadt ist unbekannt, sicher ist nur daß sie 1000 Jahre vor Rom ( die Stadt wurde 753 v. Chr. durch Romulus gegründet) schon existierte. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte hat die Stadt viele Herrscher gesehen. Hethiter, Mitanni, Ägypter, Assyrerer, Babylonier, Perser und Griechen wechselten sich ab und prägten in der Antike das Stadtbild.

Aleppo - Zitadelle

Im Jahre 637 n. Chr. wurde die Stadt von den muslimischen Heeren des Khâlid ibn al-Walîd erobert und die Arabisierung der Stadt begann. davon zeugen heute noch der Souk und viele Moscheen. Im Jahre 1183 setzte Salâh ad-Dîn seinen Sohn Saghir al-Ghâzi als Stadthalter ein. Dieser erbaute auf einem Felsen, den er mit einem 20 Meter tiefen Graben versah, die Zitadelle die heute noch zu sehen ist. (Vgl. Bardorf, U. u. W.; Syrien-Jordanien Reisehandbuch. 203 ff.. München 1993.)


7.    MITTELASIEN

Karte Mittelasien
Kartenmaterial: Der neue Weltatlas. 120. München 2001.

7.1  Buchara

Altstadt von Buchara

Buchara, eine Oasenstadt mit 170000 Einwohnern, befindet sich im Südwesten der Usbekischen Republik in der Wüste Kyzyl Kum, nahe dem Unterlauf des Serawschan an einem 220 km langen Bewässerungskanal vom Amu Darja. "Buchara besitzt die geschlossenste orientalische Stadtanlage Mittelasiens. Heute ist es ein Zentrum der Seidenerzeugung und des Baumwollanbaus. Es besitzt einen der größten Betriebe zur Bearbeitung von Karakul-Schaffellen (Persianer) und kennt noch zahlreiche traditionelle Handwerkskünste wie Kupferarbeiten und Goldstickereien. ... .

... Buchara ist eine sehr alte Oasensiedlung (etwa 2500 Jahre), die ihre Bedeutung der Lage an der innerasiatischen Karawanenstraße verdankte.

Im 7.Jh. wurde die Stadt von den Arabern erobert. Ihre Blütezeit begann Ende des 9. Jh., als sie Hauptstadt der Samaniden wurde. Damals lebte hier der auch im damaligen Europa bekannte Arzt und Philosoph ibn Sina (Avicenna). Mit dem Sturz der Samanidenherrschaft verlor Buchara vorerst seine Bedeutung. im 13.Jh. zerstörte Dschingis Khan die Stadt. Das gleiche Schicksal erlitt sie 50 Jahre später noch einmal unter den persischen Ilchanen. Erst als im 16.Jh. die Usbeken Buchara eroberten und zum Sitz ihres Emirs machten (Dynastie der Scheibaniden), wurde sie erneut Mittelpunkt des Landes. Nach wechselvollem Schicksal im 18.Jh. kam Buchara unter russische Herrschaft, behielt aber bis zur Revolution einen eigenen Emir an der Spitze des Chanats. Infolge eines Volksaufstandes 1920 gegen die Regierung des Emir wurde die sowjetische Volksrepublik Buchara gegründet, die 1924 als Bestandteil der Usbekischen SSR in die UdSSR aufgenommen wurde.

Bereits unter den Samaniden war Buchara ein bedeutendes Kulturzentrum. Außerdem war es eine der sieben heiligen Städte des Islam mit zahlreichen Moscheen und Medressen. Seine religiöse Bedeutung verlor es später an Taskent.

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... zur Samanidenzeit war die Stadt, wie allgemein üblich, unterteilt in Zitadelle (Ark), Innenstadt (Schahristan) und Außenstadt (Rabad). Der Schahristan umfaßte den hochgelegenen Mittelteil der Stadt. Er besaß einen rechteckigen Grundriß mit zwei Hauptstraßenzügen, die sich im Zentrum kreuzten, und ein fast rechtwinkliges Nebenstraßensystem. Markante Knotenpunkte waren die überkuppelten Basarkreuzungen. Im Unterschied zu den meisten islamisch-orientalischen Städten liegt die Zitadelle nicht innerhalb des Schahristans, sondern bildet westlich einen eigenen Komplex mit vorgelagertem Registan. Sie wurde damit deutlich gegen die anderen Viertel abgesetzt. In dem Rabad wohnten die Handwerker und Kaufleute. Im 9. Jh. erfolgte auch eine Ummauerung der Vorbezirke, deren Reste noch teilweise sichtbar sind. Im Unterschied zum Schahristan waren die Straßenzüge radial auf die beiden wirtschaftlichen Knotenpunkte Bucharas fixiert: Hauptbasar und Registan. Erst nach 1924 erfuhr der Ort eine rasche moderne Entwicklung. Im Südwesten entstanden neue Wohnhauskomplexe und Fabrikviertel in typisch regelmäßiger Anordnung. Außerdem wächst die Stadt nach Norden und entlang der Eisenbahnlinie.

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Ark (Zitadelle). Westlich des Zentrums erhebt sich auf einem künstlichen Hügel die ehemalige Winterresidenz des Emirs von Buchara. Sie wurde im 7.Jh. angelegt, später aber immer wieder verändert. Die heute zu besichtigenden Bauten stammen vorwiegend aus dem 18.Jh. Die Mauer mit einem mächtigen, von zwei Rundtürmen flankierten Toreingang wurde restauriert. Im Innern befinden sich eine Moschee (sehenswerte Schnitzarbeiten) und der Palast, heute ein Museum zur Geschichte der Stadt.

 

Zitadelle von Buchara
Mausoleum der Samaniden

Mausoleum der Samaniden. Es ist das älteste erhaltene Bauwerk Mittelasiens und zugleich vielleicht auch das schönste. Anfang des 10. Jh. als Grabstätte der Samanidenherrscher erbaut, ist es das erste Mausoleum für eine islamische Dynastie. Der überkuppelte Kubus besteht aus gebrannten unglasierten Ziegeln. Die vier Ecken tragen Rundpfeiler, von vier versetzt angeordneten Kuppeln gekrönt. Der gesamte Bau ist mit flechtwerkähnlichem Schmuck verziert, der sich, je nach Lichteinfall, faszinierend ändert.

Das Bauwerk liegt im Kirow-Park, einer schönen Grünanlage mit Teehaus. Hier liegt oder sitzt man ohne Schuhe auf breiten, mit Teppichen ausgelegten Bänken, um mit orientalischer Muße seinen Tee zu genießen.

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Kaljan-Minarett. Es gilt als Wahrzeichen Bucharas (12.Jh.). Es diente nicht nur dem Muezzin für seine Aufrufe zum Gebet, sondern auch als Hinrichtungsstätte (die Verurteilten wurden von der Spitze des fast 50 m hohen Turmes hinabgestürzt). Bei Dunkelheit wurde auf der obersten Plattform ein Leuchtfeuer für die Karawanen angezündet. Wie beim Samaniden-Mausoleum verwendete man auch hier ungebrannte Ziegel, die geometrische Muster bilden. Die Spitze besteht aus einer Laterne mit Bogenfenstern, darüber ein Stalaktitenkranz. Ein schmaler blaugrüner Fries bildet einen auffallenden Farbakzent.

Kaljan-Moschee (»Große Moschee»),mit dem Minarett durch eine Brücke verbunden. Sie wurde bereits unter den Timuriden geplant, gelangte aber erst 1514 zur Vollendung. ... . Der ca. 1 ha große Innenhof wird von 208 geschmückten Pfeilern mit Kuppelgalerien getragen. Hinter dem Eingangsportal erhebt sich auf einem viereckigen Unterbau ein mit kalligraphischen Zeichen bedeckter Tambour mit hellblauglänzender Kuppel. Sie ist schon von weitem zu sehen.

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Medresse Ulug-Beg, die älteste ehemalige Koranschule Bucharas. Der gelehrte Herrscher Ulug-Beg, Enkel des Tamerlan, ließ sie Anfang des 15.Jh. als Stätte der Weisheit und Wissenschaft errichten. Der Bau ist betont schlicht, die Fayencen sind teilweise nur unvollständig erhalten oder wurden unsachgemäß erneuert. Bemerkenswert ist die Verzierung entlang des mächtigen Portals in Form eines gedrehten Seiles. Es soll die Wasser des Paradieses symbolisieren. Eine Inschrift besagt, daß jeder Moslem, ob Mann oder Frau, die Pflicht hat, nach Wissen zu streben.

Kuppelbasare. Die weißen, unterschiedlich großen Kuppeln, z.T. mit Kreuzbögen, die die Basare überwölbten, waren typisch für die Oasenstadt. In dem Gewirr von Gängen und Räumen spielte sich das Ein- und Verkaufen, das Handeln und Arbeiten der Bewohner, Händler und Handwerker ab, geschützt vor der Gluthitze der Stadt und Wüste. So gab es einen Basar der Juweliere, der Seiden- und Tuchhändler, der Handwerker und Geldwechsler. ... .“

Kuppelbasar

7.2  Samarkand

Samarkand liegt im Zentrum der usbekischen Republik im Tal des Serawschan. Von Bedeutung sind für die Stadt die Baumwollproduktion, die Seidenweberei, sowie elektrotechnische und feinmechanische Betriebe. Samarkand selbst zählt zu den ältesten Städten Mittelasiens. Als Marakanda wird es bereits im 4. Jh. v. Chr. erwähnt, als es von Alexander dem Großen erobert wurde. Dschingis-Khan nahm die reiche Handelsstadt 1220 ein und zerstörte sie. Nach ihrem Wiederaufbau wurde sie von Timur Lenk (Tamerlan) zur Hauptstadt seines Reiches und zum beherrschenden kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt Mittelasiens. Durch seine Lage an der bedeutenden Karawanenstrasse von Persien nach China, wurden in den Basaren der Stadt die Waren der verschiedensten Völker wie Perser, Inder, Araber und Chinesen umgeschlagen.

Nachdem im 16. Jahrhundert Samarkand in die Hände der Scheibaniden, einer usbekischen Dynastie, fiel, verlor es an Bedeutung, da diese Buchara zu ihrer Hauptstadt wählten. Häufige Überfälle von kriegerischen Nomaden führten dazu, daß viele Bewohner im 18. Jh. die Stadt verließen. Die Stadt wurde von russischen Truppen besetzt und zur Hauptstadt der usbekischen Republik.

Registan in Samarkand

Bedeutendster Platz ist der Registan, der das ehemalige Handwerker- und Handelszentrum mit Karawansereien und Kuppelbasaren umfaßte. Der Platz wurde mehrfach umgestaltet. Die drei Medressen (Koranschulen) Ulug-Beg, Schir-Dor und Tillja-Kari wurden in der Zeit zwischen 1420 und dem 17. Jh. errichtet. Außergewöhnlich für islamische Sakralkunst ist die Darstellung von Tieren und Menschen auf den reich dekorierten Fayence-Kacheln der Außenfassaden.

Im Norden der Stadt befindet sich am Hang des Hügels Afro-siab die Nekropole Schah-i-Sinda. Zunächst war dies eine islamische Wallfahrtstätte, an der der Legende nach Kussam Ibn Abbas, ein Vetter Mohammeds, verehrt wurde, der jedoch nie Samarkand betreten hat. Diese Grabstätte ließ Timur für seine Verwandten und Freunde errichten. Bis zu Beginn unseres Jahrhunderts war das Betreten der Nekropole für Nichtmuslime nicht erlaubt.

Schah-i-Sinda

Das Mausoleum Gur-Emir wurde von dem Mongolenherrscher Timur Lenk (Timur hinkt) 1404 begonnen und kurz nach seinem Tod 1405 beendet. Die Kuppel, mit ihren kleinen geometrischen Mustern in Blau und Türkis, ist schon von weitem sichtbar. Die im Inneren kreuzförmig angelegten Nischen sind mit Stalaktitenschmuck und Alabasterfliesen und kunstvollen geometrischen Ornamenten verkleidet. In der Krypta befinden sich die Gräber von Timur und einiger seiner Verwandter, unter denen sich auch sein Enkel Ulug-Beg befindet, der sich als Staatsmann und Gelehrter große Verdienste erworben hat.


7.3  Taschkent

Gedenkstätte für die Erdbebenopfer von 1966

Taschkent liegt im Nordosten der ehemaligen Sowjetunion und war die viertgrößte Stadt Wie Samarkand und Buchara ist Taschkent eine Oasenstadt. Seit Jahrhunderten erfolgt die Bewässerung der Umgebung durch den Kanal Anchor, der sein Wasser vom Tienschan-Gebirge erhält. Taschkent ist die Hauptstadt der Republik Usbekistan und hat sich seit dem Erdbeben von 1966, bei dem fast 36.000 Häuser zerstört wurden, sehr verändert. Mit der Zerstörung wurde auch ein Teil der Altstadt wegsaniert. Die Menschen, die vorher im islamisch-orientalischen Familien- und Sippenverband in Lehmhäusern wohnten, wurden in modernen, kalten Hochhäusern mit kleinen Wohneinheiten untergebracht. Mit weitreichenden Folgen für das Zusammenleben der Menschen und einhergehender sozialer Entwurzelung.

Um so faszinierender sind die Überreste der Altstadt, mit ihren kleinen, flachen weißen Lehmhäusern, deren Fenster in die Innenhöfe gehen, den Moscheen und den engen, verwinkelten Gassen, durch die sich der spätnachmittägliche Verkehr quält. Abseits von der Strasse gelangt man an Bewässerungskanäle, die sich hinter den Häusern durch die Altstadt ziehen.

Wir beobachten nicht nur die mittägliche Rashauer, sondern auch wie eine aus Männern bestehende muslimische Trauergesellschaft den Toten auf den Schultern tragend, durch die Strassen zur nächsten Moschee geht, wo vor der Bestattung Gebete und Koransuren über den Leichnam gesprochen werden.

Altstadt von Taschkent
Strassenbahn in Taschkent

Von unserem Hotel aus fahren wir mit der überfüllten Straßenbahn in die Innenstadt. Fahrkarten werden unter fremden Menschen zum Abstempeln durch die Bahn und wieder zurück gereicht.

Beim Ausstieg werden alle Fahrgäste auf gültige Tickets kontrolliert. In dem nahe gelegenen Kaufhaus sind wir überrascht, Gegenstände zu finden, die es so bei uns nicht mehr gibt.

Taschkent hat keine so reiche historische Vergangenheit wie Samarkand oder Buchara. Obwohl die Altstadt aus Lehm gebaut ist, bedeutet "Taskent" steinerne Stadt.

Als Oasenstadt war sie für die durchreisenden Karawanen der Kaufleute von großer Bedeutung. Konnten diese sich auf den Basaren der Stadt mit Nahrungsmitteln und in den Karawansereien mit Wasser und Futter für die Kamele und die weitere Reise versorgen. (Grieben Band 296: UDSSR-Reisen, 193 -247. Stuttgart, München, Berlin, 1988.)


7.4  Frunze und das Tienschan-Gebirge

Jurte

Frunze ist die Hauptstadt Kirgisiens und hat 600.000 Einwohner. Die im 19. Jahrhundert gegründete Festung hieß ursprünglich Pischpek. Die Stadt wurde später nach dem dort geborenen Heerführer und Politiker Michail Frunze benannt.

In früherer Zeit waren die Kirgisen Schafhirten, die mit ihren Herden durch die Steppe zogen und in Jurten (Zelten aus Holzstämmen und Filz) mit ihren Familien wohnten. Die Zelte wurden mit Teppichen ausgelegt und der Hausrat in Truhen und Taschen aufbewahrt.

In Kirgisien werden an Bodenschätzen Steinkohle und Bleierze abgebaut. Die Industrie ist auf Leichtmetall, Nahrungsmittel und Wolltextilien begrenzt. Durch das Anlegen von Stauseen wird nicht nur Energie gewonnen, sondern auch Wüstengebiete bewässert.

Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen werden Zuckerrüben, Getreide, Baumwolle, Obst und Weintrauben angebaut. (Vgl. Grieben Band 296: UDSSR-Reisen. Stuttgart, München, Berlin, 1988.)

Es ist Mitte Oktober 89, als wir nach mehrstündigem Flug in der Hauptstadt Frunze, der damaligen Sowjetrepublik Kirgisien, ankommen. Es hat etwas geschneit und ist bitterkalt an jenem Tag. Vom Flugplatz fahren wir durch die Steppe und später durch die Vororte mit ihren kleinen traditionellen Holzhäusern, die in der verschneiten Landschaft so geduckt am Rande der Strasse stehen, als müßten sie sich vor der nassen Kälte verkriechen. Unser Hotel ist ein Altbau, der schon bessere Tage erlebt hat und im Laufe der Jahre zu einer heruntergekommenen Absteige verkommen ist.

Die Abende verlaufen monoton im Sozialismus. Alle Kaffeehäuser und Hotelbars schließen um 22.00 Uhr. Schließlich soll die Arbeitskraft der werktätigen Bevölkerung zur Erfüllung des Wirtschaftsplanes erhalten bleiben. Das Vergnügen ist staatlich gesteuert und verordnet. Aber wie überall auf der Welt regiert auch im Sozialismus das Geld, für ein paar Dollar und einige gekaufte Flaschen Sekt bleibt die Bar für uns bis 22.45 Uhr geöffnet.

Am Nachbartisch sitzt eine Gruppe junger Leute aus Ostdeutschland. Verstohlene und argwöhnische gegenseitige Blicke. Keiner traut sich, etwas zu den Landsleuten von "Drüben" zu sagen oder auch nur zuzulächeln. Die Mauer führt unsichtbar durch den Raum und durch unsere Köpfe, die sich in Ost und West teilen.

Am nächsten Tag wollen wir den Ort Friedensfeld besichtigen, einen von Deutschen, die unter Stalin umgesiedelt wurden, gegründeten Ort. In den vergangenen Jahren (bis 1989) haben 50% der Bewohner die neue Öffnung der UDSSR unter Gorbatschow genutzt, um Friedensfeld zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern. In die leerstehenden Häuser sind nach und nach Russen und Kirgisen eingezogen. Unsere Reisebegleiterin versucht bei den russischen Behörden des Ortes eine Besuchserlaubnis für uns zu erhalten. Nach mehrstündigen vielfachen Telefonaten wird uns mitgeteilt, daß wir den Ort nicht besuchen können, weil wir keine Erlaubnis erhalten. Hintergrund der Verweigerung: es soll verhindert werden, daß die Probleme der Bewohner und deren Gründe für den Exodus durch Landsleute nach Außen dringen. Als Ersatz wird uns angeboten, ins Tienschan-Gebirge zu fahren, wo die russische Olympiamannschaft im alpinen Gebiet für den Skilauf trainiert. Das Tienschan-Gebirge ist das Grenzgebirge zur Mongolei. So nah waren wir der chinesischen Grenze bisher noch nie.

Tienschan-Gebirge

Frunze ist einer von vielen Orten, die an der Seidenstrasse liegen, die sich im Osten in Turfan gabelt und in westlicher Richtung über Frunze und Taschkent weiter nach Samarkand und Buchara verläuft. Von dort führt die Route weiter am Lauf des Amu-Darya (Oxus) entlang zum Kaspischen Meer und zum Kaukasus. Vermutlich haben Marco, Maffeo und Nicolo Polo diese Strecke für ihre Reisen nach Asien gewählt.


8.    Quellenangaben

Apa Guides: Türkei. München 1989.

www.fashion-base.de

Kartenmaterial: Der neue Weltatlas. München 2001.

Neuer grosser Atlas der Welt. Klagenfurt 1998.

Der große Polyglott: Türkei. München 1988/89.

Bardorf, U. u. W.; Syrien-Jordanien Reisehandbuch. München 1993.

Henze, R.: Jordanien und Syrien >>Umwelt der Bibel<<. Oberhausen 1993.

Grieben Band 296: UDSSR-Reisen. Stuttgart, München, Berlin, 1988.


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© 2005- 2006 J. Scherer
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