Ich als Tourist

Unsere Einsichten


1. Ich freue mich auf das Wochenende außerhalb meiner vier Wände, ich freue mich auf meine Ferien. Ich habe das Ausspannen nötig und auch redlich verdient. Ich weiß aber auch, daß ich (und nicht nur ich mehr davon habe, wenn ich meine Freizeit nicht gedankenlos konsumiere.


2. Weg von zu Hause und frei: Die Versuchung ist groß, manchmal Dinge zu tun, die ich daheim nie täte. Ich will dieser Gefahr ausweichen, indem ich mich auf der Reise selbst kritisch beobachte und zurückhaltend auftrete. Ich will genießen, ohne andere zu verletzen oder ihnen Schaden zuzufügen.


3. Ich weiß: Wenn ich reise, bin auch ich Tourist wie jede/r andere, nur eine/r von tausenden. Ich akzeptiere diese Rolle und versuche nicht, mich ständig von den anderen Touristen abzusetzen. Ich suche den Kontakt zu den Mitreisenden.


4. In den Gebieten, die ich besuche, leben Menschen mit ihrer eigenen Kultur. Ich will mehr über das Land und seine Menschen erfahren. Ich will mich der gastgebenden Bevölkerung anpassen und nicht als "König Gast" das Umgekehrte verlangen. Fragen statt antworten; suchen statt finden.


5. Ich will das Neue und Unbekannte auch selbst ausprobieren und davon lernen: die anderen Gepflogenheiten, das andere Essen zum Beispiel, die anderen Lebensformen, den anderen Lebensrhythmus.


6. Was für uns Touristen Freizeit und Vergnügen ist, bedeutet für die gastgebenden Menschen Belastung und Arbeit. Unser Geld ist deren Brot. Ich will mich davor hüten, diese ungleiche Situation auszunutzen.


7. Ich bin bereit, auch gegenüber der bereisten Umwelt ein Stück Verantwortung zu übernehmen: Ich gebe mich mit dem zufrieden, was vorhanden ist, und verlange nicht ständig nach mehr Komfort, Luxus und Freizeit-Einrichtungen aller Art; ich benütze umweltfreundliche Verkehrsmittel und gehe viel zu Fuß. Ich bin auch ohne Zweitwohnung glücklich. Natur erfahren und in Eintracht mit ihr leben - wenn schon im Alltag schwierig, dann wenigstens in den Ferien.


8. Ich will mir mehr Zeit nehmen und mich der allgemeinen Reisehektik entgegenstellen. Mehr Zeit zum Beobachten, mehr Zeit für Begegnungen, mehr Zeit füreinander. Mehr Zeit insgesamt, um mir etwas anzueignen und in den Alltag mitzunehmen.


9. Ich kaufe kritisch und hinterfrage die verführerischen Reiseversprechen. Ich wähle jene Angebote, von denen ich weiß, daß sie der gastgebenden Bevölkerung den größtmöglichen Nutzen bringen. Handeln um immer tiefere Preise kann Ausbeutung bedeuten.


10. Ich bleibe auch hin und wieder bewußt zu Hause, anstatt immer einfach wegzufahren. In meiner näheren Umgebung gibt es noch viel Interessantes zu entdecken. Das Reisen soll mir nicht zur Routine werden. Die Freude auf das nächste Mal wird um so größer sein.


Quellenangabe

Tourismus mit Einsicht, (kann beim Arbeitskreis Freizeit und Erholung in Stuttgart, Tel. (0711) 2068-161, bestellt werden).


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